Tipps für demenzgerechtes Wohnen und Hilfe im Alltag

Damit Menschen mit Demenz zu Hause wohnen können, sind nach und nach immer mehr Hilfen möglich. Hier erhalten Sie Tipps für die häusliche Pflege, demenzgerechtes Wohnen und erfahren, wie Sie den Alltag für einen Demenzerkrankten sicher und angenehm gestalten können.

Einleitung

Im frühen und mittleren Stadium der Demenz können Betroffene die Dinge des Alltags zunächst zum Großteil noch selbständig erledigen. Nach und nach sind jedoch immer mehr Maßnahmen der häuslichen Pflege nötig, die Angehörige oder ein Sozialdienst leisten können. Erfahren Sie hier, welche Unterstützung im täglichen Leben nötig sein kann und auf was man dabei achten sollte.

Bei allen Maßnahmen gilt: Damit sollen Menschen mit Demenz nicht entmündigt werden, sondern vor Gefahren geschützt werden. Angehörige sollten immer auf einen sensiblen und respektvollen Umgang achten.

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Demenzgerechtes Wohnen und Einrichtung

Damit sich ein Mensch mit Demenz im Alltag sicher bewegen kann, sind früher oder später einige Veränderungen beim Wohnen nötig. Deshalb ist es sinnvoll, wenn Sie sich schon frühzeitig darüber informieren. Einiges können Sie auch schon vorab umsetzen. So sind Sie auf eine kommende Verschlechterung der Symptome schon gut vorbereitet.

Die Gestaltung der Räume zielt auf zwei Dinge ab: Sie soll Betroffenen erleichtern, sich zu orientieren. Und sie soll bei der häuslichen Pflege für Sicherheit sorgen. Wenn Sie sich nicht sicher sind, welche Maßnahmen sinnvoll sind, dann lassen Sie sich beraten. Dabei können Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen helfen. Auch Firmen, die entsprechende Umbauten vornehmen oder Hilfsmittel für Senioren und Menschen mit Demenz anbieten, können Ihnen Tipps und Informationen geben.

Eine Altenpflegerin hält die Hand einer alten Frau

Was muss ich tun, um eine Wohnung demenzgerecht zu gestalten?

Vorsicht bei Veränderungen beim Wohnen

Menschen mit Demenz empfinden Veränderungen meist als verwirrend oder beängstigend. Behalten Sie deshalb die Aufteilung der Wohnung, die gewohnten Möbel und Deko möglichst bei. Führen Sie nötige Veränderungen in kleinen Schritten durch oder wählen Sie ähnliche Möbel oder Geräte, wenn diese ersetzt werden müssen. Zieht Ihr Angehöriger für die häusliche Pflege zu Ihnen, dann hilft es oft, die eigenen Möbel und private Gegenstände mitzunehmen und ähnlich anzuordnen.

Wie viel Licht benötigen Demenzerkrankte im Wohnbereich?

Sorgen Sie für eine gute Beleuchtung, um Unfälle zu vermeiden. Findet Ihr Angehöriger die Lichtschalter nicht mehr, helfen Leuchten mit Bewegungsmelder. Die Bewegungsmelder haben zudem noch einen zweiten Effekt: So bemerken Sie es, wenn Ihr Angehöriger sich nachts durch die Wohnung bewegt. Lichtelemente am Boden, an Absätzen oder Stufen können Stürze verhindern. Auch Nachtlichter für die Steckdose helfen bei der Orientierung.

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Verletzungsgefahr durch Stolperfallen

Es kann helfen, die Wohnung so einfach wie möglich zu gestalten. Entfernen Sie Stolperfallen und Engstellen.

Einsatz von Kontrasten

Schalter, Geländer oder Türgriffe können Sie mit Kontrastfarben hervorheben, damit sie leichter gefunden werden.

Tipps zum Thema Verriegelung

Entfernen Sie Schlüssel und andere Möglichkeiten zur Verriegelung, mit denen sich Türen von innen absperren lassen. So verhindern Sie, dass Ihr Angehöriger sich selbst einschließt und die Tür dann nicht mehr öffnen kann. Es gibt auch Sicherheitsschlösser, die sich von außen öffnen lassen, auch wenn sie von innen verriegelt wurden. Sehr bewährt haben sich auch Schlüsselsafes im Außenbereich!

Türen, die Ihr Angehöriger nicht mehr findet oder nicht gut öffnen kann, kann man einfach aushängen und den Türrahmen offen lassen.

Tipps bei Vergesslichkeit

Sucht Ihr Angehöriger oft bestimmte Dinge und findet Sie nicht, können einige Maßnahmen helfen: Offene Regale oder durchsichtige Schranktüren helfen dabei, aufgeräumte Kleidung oder Gegenstände leichter zu finden. Schilder mit großen Symbolen können Räume oder den Inhalt von Schränken markieren, zum Beispiel ein WC-Schild an der Toilettentür oder ein Tassensymbol am Schrank mit den Kaffeetassen.

Gefahrenquellen in der Wohnung identifizieren

  1. Überprüfen Sie alle elektrischen Geräte auf Gefahren. Menschen mit Demenz können vergessen, dass Sie den Herd eingeschaltet haben, oder laufen möglicherweise nachts umher und bedienen Elektrogeräte. Dabei können automatische Abschaltvorrichtungen helfen oder Sie entfernen bei gefährlichen Geräten bei Nichtgebrauch den Netzstecker oder die Sicherung. Für den Herd gibt es auch Schutzknöpfe, die ein Einschalten verhindern.
  2. Überprüfen Sie, ob überall Rauchmelder installiert sind und ob sie funktionsfähig sind.
  3. Verwahren Sie Medikamente, Putzmittel und gefährliche Gegenstände so, dass Ihr Angehöriger dazu keinen freien Zugang hat. Schränke und Schubladen können oft recht einfach mit einem Schloss oder einem Schubladenschutz (ähnlich einer Kindersicherung) nachgerüstet werden.

Eine Infografik zum Thema Wohnen und Sicherheit mit Demenzerkrankung

Welche Farben sind gut für Demenzkranke?

Menschen mit Demenz reagieren oft besonders sensibel auf die Atmosphäre und Stimmung. Sorgen Sie deshalb für eine freundliche Einrichtung und helle Farben. Düfte, Musik oder Blumen können für eine angenehme Stimmung sorgen.

Mit fortschreitender Demenz empfinden Betroffene manchmal reflektierende Oberflächen und stark gemusterte Böden und Wände als unangenehm. Dunkle Böden können als „Löcher“ wahrgenommen werden, Streifen auf dem Teppich als Stufen oder Hindernisse. Hier hilft zum Beispiel eine helle, einfarbige Bodenmatte, die man darüberlegt. Wichtig ist zu bedenken, dass Menschen mit Demenz eine veränderte Sinneswahrnehmung haben.

Tipps für das Badezimmer

Im Badezimmer können Anti-Rutsch-Matten und Haltegriffe die tägliche Körperpflege erleichtern. Auch Stiegen sollten mit Anti-Rutsch-Bändern ausgestattet werden.

Was macht man wenn ein Demenzkranker weglaufen will?

Menschen mit Demenz wandern oft herum. Besteht die Gefahr, dass sie dabei die Wohnung verlassen und sich verirren könnten, sollten Sie vorsorgen. Ein Einsperren ist jedoch weder rechtlich noch moralisch eine Alternative. Klingeln oder Klangspiele (wie man sie manchmal aus kleineren Einkaufsläden kennt) können ein Öffnen der Tür anzeigen.

Sensormatten warnen mit einem Alarmton, wenn Ihr Angehöriger an die Haustür geht. Zur Sicherheit sollte Ihr Angehöriger ein Armband oder eine Kette mit den persönlichen Daten und einer Telefonnummer tragen. So können helfende Passanten oder die Polizei schnell herausfinden, wo die verwirrte Person hingehört oder bei Ihnen anrufen.
Einige dieser Veränderungen können höhere Kosten verursachen. Fragen Sie bei der Pflegekasse nach Fördermöglichkeiten für die häusliche Pflege oder lassen Sie sich vorab bei Beratungsstellen oder Selbsthilfegruppen Tipps geben.
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Hilfe im Alltag und bei der Sorge um sich selbst

Im Alltag benötigen Menschen mit Demenz nach und nach immer mehr Unterstützung. Hier erhalten Sie einige Tipps und Ideen, wie die häusliche Pflege mit einfachen Mitteln erleichtert werden kann.

Hilfe bei der Körperpflege

Bemerken Sie, dass Ihr Angehöriger sich nicht mehr die Zähne putzt, das Waschen vergisst oder bei der Benutzung von Utensilien zur Körperpflege Probleme hat, entsteht nicht selten zunächst eine unangenehme Situation. Viele Menschen möchten sich bei so privaten Verrichtungen nur ungern helfen lassen. Vielleicht hat sich Ihr Angehöriger auch noch nie vor anderen Menschen ausgezogen oder sich waschen lassen und fühlt sich gedemütigt oder bevormundet. Reagieren Sie auf solche Situationen mit viel Feingefühl, Humor und Geduld.

Auch beim Ankleiden haben Menschen mit Demenz oft zunehmend Probleme. Sie verwechseln Unterhemd und T-Shirt, können Knöpfe nicht mehr schließen, tragen die Kleidungsstücke falsch herum oder wollen zwei Pullover übereinander anziehen. Helfen können Sie, indem Sie „komplizierte“ Kleidungsstücke aussortieren und statt dessen weitere, lockere Kleidung bevorzugen. Vermeiden Sie alles mit Knöpfen, Haken oder Schleifen. Abends können Sie gemeinsam die Kleidung für den nächsten Tag herauslegen. Schuhe mit Klettverschlüssen oder Gummizug lassen sich leichter an- und ausziehen als Schuhe mit Schnürsenkeln.

Regen Sie Ihren Angehörigen an, so viele Dinge wie möglich noch selbst zu tun. Manchmal reicht es vielleicht, auf die Ausführung aller Schritte der Körperpflege zu achten, und Ihren Angehörigen bei Bedarf immer wieder freundlich daran zu erinnern. Überlegen Sie sich, ob tägliches Duschen wirklich notwendig ist, oder ob nicht jeden zweiten oder dritten Tag ausreicht. Sozialstationen können bei der häuslichen Pflege unterstützen, wenn Sie den Herausforderungen nicht mehr allein gewachsen sind.

Hilfe beim Toilettengang

Noch intimer als die tägliche Körperpflege ist der Gang zur Toilette. Menschen mit Demenz können dabei verschiedene Probleme haben. Einnässen kann manchmal daran liegen, dass Ihr Angehöriger sich nicht mehr an den Weg zur Toilette erinnert hat. Dabei können große, deutlich sichtbare Schilder helfen. Oder Sie führen Ihren Angehörigen in regelmäßigen Abständen ins Bad oder in die Toilette und warten ab, ob er gerade „muss“. Sorgen Sie außerdem dafür, dass Ihr Angehöriger weite Kleidung trägt, die sich beim Toilettengang schnell und einfach öffnen oder herunterziehen lässt.

Liegt eine Inkontinenz (oder ein Verdacht darauf) vor, kann ihr Angehöriger also den Abgang von Urin oder Kot nicht mehr willentlich steuern, sollten Sie mit einem Arzt über die Möglichkeiten sprechen. Zur häuslichen Pflege kann dann auch gehören, dass Sie Inkontinenzeinlagen oder Windeln regelmäßig wechseln müssen.

Hilfe bei der Nahrungszubereitung, beim Essen und beim Trinken

Menschen mit Demenz haben oft große Freude bei einer gemeinsamen Mahlzeit. Das Eindecken des Tisches, das gemeinsame Essen und anschließende Aufräumen ist schließlich ein seit der Kindheit bekanntes Ritual, das das ganze Leben über präsent war. Behalten Sie deshalb nach Möglichkeit feste Essenszeiten mit einem schön gedeckten Tisch bei.

Wenn Ihr Angehöriger zunehmend Probleme beim Schneiden des Essens oder der Benutzung von Besteck hat, dann helfen kleine Tricks. Servieren Sie Fingerfood oder Speisen, die sich mit dem Löffel essen lassen. So entstehen keine Spannungen, weil Ihr Angehöriger sich schämt und nicht weiter essen möchte. Außerdem hilft selbst stabilisierendes Besteck.

Falls Ihr Angehöriger sich noch selbst versorgt, behalten Sie im Auge, dass das regelmäßige Essen und Trinken nicht vergessen wird. Auch die Lebensmittel sollten Sie überprüfen und gegebenenfalls abgelaufene Speisen entsorgen.
Verweigert Ihr Angehöriger häufig das Essen, sollten Sie beim Arzt überprüfen lassen, ob Beschwerden mit den Zähnen, der Kaumuskulatur oder dem Schlucken vorliegen. Generelle Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust sollten ebenfalls abgeklärt werden, um eine Mangelernährung zu verhindern.

Was tun bei gefährlichen Gewohnheiten?

Eine der Tätigkeiten, die bei Menschen mit Demenz zu Gefahren führen kann, ist das Autofahren. Autofahren erfordert viel Konzentration und komplexes Denken. Das ist zwangsläufig mit Demenz irgendwann nicht mehr möglich. Autofahren bedeutet jedoch auch Unabhängigkeit. Oft gibt ein Mensch mit Demenz deshalb erst dann freiwillig sein Auto ab, wenn etwas passiert ist.

Was Sie tun können: Bestehen Sie darauf, eine freiwillige Untersuchung der Fahrtauglichkeit vornehmen zu lassen. Sprechen Sie auch mit dem behandelnden Arzt darüber, ab wann er vom selbständigen Fahren abrät.
Zu den gefährlichen Gewohnheiten gehört auch das Rauchen. In Verbindung mit zunehmender Vergesslichkeit wird eine Zigarette schnell zum Brandauslöser. Zudem wirkt sich das Rauchen auch auf die Gesundheit und den Verlauf der Demenz oft negativ aus.

Was Sie tun können: Bewahren Sie die Zigaretten an einem Ort auf, den nur Sie kennen. Mit etwas Glück vergisst Ihr Angehöriger ganz, dass er rauchen möchte. Werden Sie um eine Zigarette gebeten, bleiben Sie beim Rauchen dabei, um Unfälle zu vermeiden. Überprüfen Sie das Vorhandensein von Rauchmeldern in allen Zimmern, in denen Ihr Angehöriger rauchen könnte.

Weitere kleine Hilfen in der häuslichen Pflege

Achten Sie darauf, wobei Ihr Angehöriger Probleme hat. Oft können Sie diese Dinge mit kleinen Hilfen erleichtern, übersichtlicher machen oder vereinfachen. Beispiele sind Telefone mit Bildtasten. Dort können Sie Kurzwahltasten für Angehörige oder den Arzt mit entsprechenden Bildsymbolen versehen. Türen, Schränke oder ähnliches können Sie ebenfalls mit großen, einfachen Symbolen versehen.

Hat Ihr Angehöriger Probleme, sich das Datum, den Wochentag oder die Jahreszeit zu merken? Hier hilft ein Kalender mit Symbolen, auf dem je nach Bedarf auch die Jahreszeit deutlich markiert sein kann. Das erleichtert auch das selbständige Aussuchen von passender, der Jahreszeit angemessener Kleidung.

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Bildquellen

  • Häusliche Pflege bei Demenz, Hilfe durch eine Pflegekraft: Photographee.eu | Shutterstock.com

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